Der Linoldruck „Dike“ zeigt die Gerechtigkeit nicht als abstraktes Ideal, sondern als geerdete, stille Kriegerin. In einer Haltung, die mehr Demut als Triumph ausstrahlt, hält sie das Richtschwert vor sich – nicht zum Angriff erhoben, sondern als Zeichen innerer Prüfung. Die Anlehnung an historische Darstellungen, gepaart mit der klaren, reduzierten Farbigkeit – Goldschimmer im satten Rot und Schwarz – verleiht der Szene eine ikonische Schärfe.

Dike, die griechische Göttin der Gerechtigkeit, steht hier nicht blind da – sie sieht, was geschieht. Und sie trägt Rüstung. Diese Darstellung kehrt das moderne Bild der neutralen Justitia um: Hier ist Gerechtigkeit keine passive Instanz, sondern eine wachsame Figur, die sowohl urteilen als auch kämpfen kann.

IRRLÆUFER gelingt es erneut, mythologische Tiefe mit politischer Aussagekraft zu verbinden. „Dike“ ist eine Mahnung: Gerechtigkeit ist keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas, das erkämpft, getragen und immer wieder neu ausgehandelt werden muss. Dieser Linoldruck ist ein stiller Aufruf zur Wachsamkeit – fest verwurzelt im Bildarchiv der Geschichte, und doch mit Blick auf die Gegenwart gerichtet.

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