Der Linoldruck Pemphredo, Enyo und Deino – oder „Venite Adoremus“ von IRRLÆUFER ist eine dichte, vielschichtige Neuinterpretation von Albrecht Dürers Vier Hexen. Der Künstler orientiert sich deutlich an Dürers Komposition – in Haltung, Schnitttechnik und der plastischen Körperlichkeit der Figuren –, doch überführt er das historische Motiv in eine eigensinnige, zeitgenössisch aufgeladene Bildsprache.

Die drei Frauen, benannt nach den Graien der griechischen Mythologie – uralten Wesen zwischen Leben, Tod und Schicksal –, stehen in angespannter Nähe zueinander. Sie sind weder Hexen noch Grazien, sondern etwas Dazwischen: Verkörperungen der weiblichen Präsenz, jenseits eindeutiger Rollen. Die Totenschädel zu ihren Füßen deuten auf Vergänglichkeit, doch das Zentrum des Bildes ist die unmissverständliche Präsenz des Körpers.

Besonders bemerkenswert: Eine der Frauen wendet sich dem Betrachtenden direkt zu. Ihr Blick ist klar, nicht einladend, sondern durchdringend – als würde sie den Akt des Betrachtens selbst entlarven. Der Betrachter wird zum Voyeur, nicht ohne Konsequenz: Er ist Teil des Bildes, Teil des Spiels von Blick, Begehren und Macht.

Der Titel „Venite Adoremus“ – „Kommt, lasst uns anbeten“ – ist hier keine sakrale Anrufung. Es geht nicht um göttliche Anbetung, sondern um die Verehrung der Frau als Form, als Kraft, als Spiegel des Begehrens. IRRLÆUFER verwandelt Dürers Vorlage in eine zeitlose Reflexion über Schönheit, Macht und den Blick.

Gallery not found.

---