
Ein paar Details:
- Linoldruck
- Größe: DIN A3
- Juni 2025
„Totentanz I – Kaiser“
Kaiser, du bist nicht bei Verstand, daß du mich hier her gesandt. Im Feuer ist mein Herz verbrannt. Ich sterbe für kein Vaterland!
„Totentanz I – Geliebte„
Nicht gekommen ist der Geliebte, nie wird er kommen, nie seine Hände reichen. Am Tage seiner Ankunft wird alles blühen wie noch nie, die Sanftmut wird der Trauer weichen…
Mit „Totentanz I“ greift IRRLÆUFER ein uraltes Motiv auf, das seit dem Spätmittelalter als Sinnbild für die Gleichheit aller Menschen im Angesicht des Todes dient. In kraftvollen Linien und der klaren Schwarz-Weiß-Kontrastierung des Linoldrucks wird der Tanz zwischen Leben und Vergänglichkeit zu einem dramatischen Duell: Ein gepanzerter Krieger ringt mit dem personifizierten Tod, dessen Knochenleib grotesk lebendig wirkt. Im Hintergrund ziehen ferne Gestalten an einem strahlenden Horizont vorbei – Zeugen eines endlosen Kreislaufs von Kampf, Opfer und Wiederkehr.
Die beiden Textvarianten des Werkes lenken die Deutung in unterschiedliche, doch verwandte Richtungen. In der Fassung „Kaiser“ richtet sich der Blick auf Macht, Hybris und den Verlust von Sinn. Der Kaiser, Symbol menschlicher Herrschaft, erkennt im letzten Moment die Vergeblichkeit seines Tuns. Sein Herz ist im Feuer verbrannt, seine Loyalität zum Vaterland erweist sich als Illusion. IRRLÆUFER verwandelt den historischen Totentanz hier in eine Anklage gegen die ideologischen Opferungen der Moderne – der Mensch stirbt nicht für Gott oder Ruhm, sondern im Leerlauf der Macht.
Die Variante „Geliebte“ dagegen spricht in leisen, melancholischen Tönen. Hier wird der Tod nicht als Feind, sondern als ausbleibende Erlösung verstanden. Die Geliebte wartet vergeblich, während die Welt in Erwartung einer Wiederkehr verharrt, die niemals eintritt. Ihre Worte sind ein Klagelied über die Unmöglichkeit der Hoffnung – und doch schimmert in ihnen eine Sehnsucht nach Versöhnung auf, die selbst dem Tod nicht gänzlich fremd bleibt.
Beide Fassungen kreisen um dieselbe Leerstelle: das menschliche Ringen mit Endlichkeit und Bedeutung. Der Kampf auf dem Bild ist nicht nur körperlich, sondern geistig – der Mensch kämpft gegen seine eigene Erkenntnis, dass alles Streben sich im Staub verliert.
In „Totentanz I“ offenbart IRRLÆUFER eine eigentümliche Schönheit des Verfalls: der Tod als Spiegel des Lebens, der Schmerz als sein letzter Ausdruck. Die Linien zittern, die Figuren winden sich – doch im Moment des Zusammenstoßes liegt eine tiefe Ruhe, eine Einsicht, die jenseits von Sieg und Niederlage existiert.